Wieso Awareness-Teams einen wirksamen Beitrag gegen sexuelle Belästigung leisten!

14.05.2023 - Valentin Humbel (ER)

Sexuelle Belästigung ist nie akzeptabel! Und trotzdem kommt es auch im Jahr 2023 immer wieder vor. Wie man mit Anlaufstellen und Awareness-Teams in Luzern dagegen ankämpfen könnte, konkret an den zwei Beispielen Ufschötti und Fasnacht, zeigt folgender Kommentar.

Insbesondere als Jugendliche und junge Erwachsene erleben wir die Problematik von sexueller Belästigung hautnah. 90% der Betroffenen von sexueller Belästigung sind gemäss Bericht des Bundesrates von 2022 weiblich, bis zu 60% aller Frauen in der Schweiz haben schon einmal sexuelle Belästigung erlebt. Zu oft wird das Problem nicht bei den verantwortlichen Täter*innen, sondern bei den Betroffenen gesucht. Das ist schlicht inakzeptabel, sollte doch der Ausgang ein sicheres und tolles Erlebnis für Alle sein.

Eine Möglichkeit, vor Ort aktiv zu werden, sind Anlaufstellen, welche für Betroffene durch geschulte Teams eine erste Ansprechperson darstellen. Genau deshalb hat die JUSO im Februar 2023 mit einem Offenen Brief an den Stadtrat gefordert, Fasnachtsbesucher*innen besser zu schützen mit mehr Präventionsarbeit. Denn im Rahmen der Fasnacht werden Belästigungen häufiger normalisiert und toleriert. Als Möglichkeiten wurden Social Media-Kampagnen vor und während der Fasnacht, auch aber Awareness-Teams z.B. unter der Egg genannt.

Beobachtest du Formen von sexueller Belästigung in deinem Umfeld? - Hier müssen wir alle, da wo wir können, einschreiten und aufzeigen, dass solches Verhalten nicht in Ordnung ist.

Anlaufstelle in der Ufschötti

Im Rahmen der Arbeitsgruppe Ufschötti haben Jungparteien und das Jugendparlament Stadt Luzern zusammen mit der Stadt mehrere Massnahmen ausgearbeitet, um die diversen Probleme in der Ufschötti anzugehen. Neben Lärmbelästigungen, Littering, Suchtmittel und körperlicher Gewalt wurde auch sexualisierte Gewalt diskutiert und angegangen. Stolz können wir verkünden, mit dem «Safe Place» ab Anfang Sommerferien eine betreute Anlaufstelle unter Leitung der SIP geschaffen zu haben. Ein Awareness-Team also, das direkt vor Ort präsent ist. Im Konzept soll es neue, saubere Toiletten an einem gut beleuchteten und sicheren Ort geben. Dazu soll mit dem «Begleitservice» von der Ufschötti an den Bahnhof der Nachhauseweg sicherer gemacht werden. Denn insbesondere FINTA*-Personen müssen teilweise heute noch unter Angst vor Belästigung nach Hause laufen.

Wir sind froh, nimmt der Stadtrat hier die Bedürfnisse der Jungparteien, also der Nutzer*innen des Freiraumes Ufschötti am Abend ernst. Denn ja, natürlich ist der Lärm in der Nacht für Anwohner*innen störend und natürlich darf Littering nicht toleriert werden. Für die Arbeitsgruppe ist klar: Um ein besseres Miteinander zu Mitmenschen und zur Umwelt erreichen zu können, braucht es nicht mehr Polizeipräsenz und Repression, wie der Stadtrat ursprünglich mit der Schnapsidee «Pop-Up Polizeiposten» auf der Ufschötti wollte. Auch für Betroffene von sexualisierter Gewalt ist die Polizei oft nicht die gewünschte erste Ansprechstelle. Vielmehr braucht es präventive Massnahmen, Aufklärungsarbeit und die SIP vor Ort.

Während für das tolle Engagement der SIP in den Sommerferien an jedem Freitag- und Samstagabend offensichtlich Kapazität vorhanden ist, ist die ausweichende Antwort des Stadtrates bezüglich der Fasnacht umso verwunderlicher: Er bekräftig zwar in seiner Antwort auf unseren Offenen Brief die Wichtigkeit von Awareness-Teams, für die wenigen Fasnachtstage sei aber keine Kapazität da. Falsch! Würde sich der Stadtrat ernsthaft für ein grösseres Wohlbefinden und die Sicherheit Aller an der Fasnacht einsetzen, muss er die geplanten Massnahmen ausweiten.

Wir kämpfen weiter!

Wir freuen uns über die erreichten Massnahmen und kommenden Projekte, insbesondere auf der Ufschötti. Dennoch braucht es mehr progressive Kräfte und Ideen in der Stadt Luzern. Es benötigt mehr Prävention und Anlaufstellen vor Ort, insbesondere während Grossanlässen und an stark frequentierten Orten.

Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass Luzern eine lebenswerte Stadt für Alle ist, in der Präventionsarbeit und Awareness-Teams kein Luxus sondern eine Selbstverständlichkeit sind.