Kulturausgleich jetzt! JUSO fordert autonomes Kulturzentrum in Luzern
Die Notwendigkeit eines neuen Luzerner Theaters ist trotz kontroverser Diskussionen unbestreitbar. Letzte Woche haben verschiedene Kunst- und Kulturschaffende - auf das Schreiben der Gruppe “Kultur-Ausgleich jetzt!” bezugnehmend - sechs konkrete Massnahmen gefordert, wie die aktuelle Luzerner Kulturförderung in Zukunft neu ausgerichtet und nachhaltig gestaltet werden soll. Als JUSO Luzern unterstützen wir die im offenen Brief gestellten Forderungen und unterstreichen deren Bedeutsamkeit. Gleichzeitig verlangen wir aber ferner, dass damit auch die Frage nach einem autonomen Kulturzentrum aufgeworfen und thematisiert wird.
Es ist an der Zeit, über alternative Kulturzentren zu diskutieren. Kunst- und Kulturszenen haben in den letzten Jahrzehnten einen beobachtbaren Wandel erlebt: Bestehende Kulturbetriebe erfahren eine zunehmende Professionalisierung, während selbstorganisierte Formen des kreativ-kulturellen Ausdrucks praktisch nicht mehr existieren. “Aufgrund von exkludierenden Leistungsaufträgen und einer sich vervielfältigenden Institutionalisierung, benötigt es neue zugängliche Räume mit niederschwelligen Projektierungsbedingungen. Deswegen muss wieder über ein autonomes Kulturzentrum in Luzern nachgedacht werden”, meint Lisa Maria Kocher, Vize-Präsident*in der JUSO Luzern.
In dem zu Beginn erwähnten offenen Brief wurde eine Strategie für den Erhalt alternativer und günstiger Kulturräume in der Innenstadt gefordert. Die JUSO Luzern schliesst sich diesen sechs formulierten Massnahmen an, geht jedoch weiter und fordert einen siebten Punkt: eine ernsthafte Diskussion und Neuaufgleisung eines selbstorganisierten Kulturzentrums in Luzern.
In Zürich, Basel und Bern existieren zumindest einzelne solcher Zentren mit autonomen Strukturen, in Luzern herrscht jedoch seit der Schliessung des autonomen Kulturzentrums BOA im Jahr 2007 Stille. Das Grundstück der damals leerstehenden Schlauchfabrik, später bekannt als das Kulturzentrum BOA, kam 1984 in den Besitz der Stadt Luzern und wurde durch eine von der Stadt verordnete Studie als Kulturort empfohlen. Der Verein “Interessensgemeinschaft Kulturzentrum BOA” wurde schliesslich zum Rechtsträger des Kulturzentrum BOA, während es durch ein Kollektiv, das sich aus verschiedenen Interessengruppen zusammensetzte, betrieben wurde. Solche Kulturzentren, wie auch zum Beispiel die “Zentralwäscherei” in Zürich, die dank basisdemokratischer Betreibung durch Kollektive autonom und nicht profitorientiert organisiert sind, bieten inklusive Räume für kulturelle Bildung und Vielfalt.
Die JUSO Luzern will Gehör verschaffen für Stimmen, die bisher im künstlerisch-kulturellen Bereich verdrängt und vernachlässigt wurden. “Luzern hat mehr verdient als “nur” ein herausgeputztes neues Luzerner Theater oder das KKL für Anzugträger*innen” sagt Valentin Humbel, Präsident der JUSO Luzern.
Die JUSO fordert also eine Etablierung des Kunst- und Kulturfeldes, welche nicht ausschliesslich für eine elitäre Kund*innenschaft gedacht ist, sondern sich in eine viel offenere und inklusivere Richtung bewegt. “Besonders für Jugendliche und junge Erwachsene sind alternative Kulturformen enorm relevant!”, betont Anika Burri, Vorstandsmitglied der JUSO Luzern.