Schweizweite Demonstration gegen Femizide

11.12.2021

Am Samstag, 11. Dezember 2021 um 14 Uhr in Zürich organisiert vom Ni-Una-Menos-Bündnis Schweiz
Dieses Jahr wurden bereits 25 Frauen Opfer eines Femizids, und 11 Frauen haben einen versuchten Femizid überlebt. Und das sind nur die bekannten Fälle!

Deshalb findet am 11. Dezember 2021 in Zürich eine schweizweite Demonstration gegen Femizide statt. Gemeinsam gehen wir auf die Strasse, um unsere Trauer und unseren Protest sichtbar zu machen: Wir denken an die Opfer von Femiziden und die Hinterbliebenen, an die Überlebenden von Femiziden und geschlechtsspezifischer Gewalt, und an alle gegenwärtig Gewaltbetroffenen.
Patriarchale Gesellschaftsstruktur fördert geschlechtsspezifische Gewalt
Femizide sind keine Einzelfälle, sondern Ausdruck struktureller Gewalt, deren Grundlage die patriarchalen Machtverhältnisse bilden. Das Leben und die Gesundheit von Frauen werden durch Flucht, Vertreibung, Krieg und Völkermord, institutionelle und familiäre Gewalt unter massive Bedrohung gestellt. Täglich werden FLINTA (Frauen, Lesben, inter, nichtbinäre, trans und agender Personen) getötet, weil sie FLINTA sind. Femizide bilden dabei die Spitze des Eisberges der alltäglichen patriarchalen Gewalt. Gewalt an FLINTA ist strukturell in unserer Gesellschaft und ihren Institutionen verankert. FLINTA, die Gewalttaten zur Anzeige bringen, werden während des Prozesses zu wenig ernstgenommen und geschützt, wie aktuelle Beispiele in der Schweiz zeigen. Jeder weitere Femizid ist ein Versagen von gesellschaftlichen Kontrollmechanismen. In der Schweiz fehlt es nach wie vor an Prävention, Aufklärung und Schutz.

Femizide werden statistisch nicht erfasst
Alle 10 Tage tötet in der Schweiz ein Mann eine Frau und jede Woche überlebt eine Frau einen versuchten Femizid. In den allermeisten Fällen handelt es sich bei der ermordeten Person um die Partnerin, Ex-Partnerin oder ein weibliches Familienmitglied. Diese Femizide erfassen feministische Organisationen und Kollektive (u.a. das Rechercheprojekt stopfemizid.ch) anhand von Medienberichten und Polizeimeldungen, denn eine offizielle Statistik fehlt bis heute. Es bleibt eine Dunkelziffer, welche Femizide überhaupt Eingang in die Medien finden und wer betrauert werden kann. Zu den Morden an trans, inter und nicht binären Personen gibt es fast keine Informationen, da die Berichterstattung unterschiedliche Geschlechtsidentitäten nicht anerkennt. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden weltweit pro Tag mindestens 137 Femizide begangen, das sind über 50'000 pro Jahr. Diese Zahlen sind, solange es sich eine Gesellschaft nicht zur gemeinsamen Aufgabe macht, die ständige Ermordung von FLINTA am helllichten Tag zu verhindern, immer nur ungefähre.
Bemühungen gegen Femizide und patriarchale Gewalt fanden in der institutionellen Politik in der Schweiz bis heute kein Gehör. Der Ständerat lehnte im Sommer 2020 die Verwendung des Begriffs Femizid ab – erneut. Letzten Dezember verhinderte der Ständerat eine Kampagne gegen Sexismus. Wir wehren uns gegen eine Politik, die es sich nicht zur Aufgabe macht, die Leben von Gewaltbetroffenen zu schützen. Das Ni-Una-Menos-Bündnis Schweiz ist ein Netzwerk von Organisationen und Kollektiven, das sich gemeinsam gegen Femizide und geschlechtsspezifische Gewalt einsetzt. Laut, internationalistisch und solidarisch. Wir wollen uns lebend!
Die Demonstration hat eine FLINTA Spitze, ist jedoch offen für alle Geschlechter: Femizide gehen uns alle an.

Forderungen

1.) Die Anerkennung des politischen Begriffs Femizid und dadurch die Anerkennung systematischer Gewalt an FLINTA

2.) Die Anerkennung geschlechtsspezifischer Gewalt als Flucht- und Migrationsgrund

3.) Mindestens 1% des BIP für die Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt gemäss Art. 8 der Istanbulkonvention (ca. 706 Millionen Franken pro Jahr): für Prävention, Opferhilfestellen, gesellschaftliche Aufklärung und Täterarbeit

4.) Den Ausbau von Beratungs- und Unterstützungsangeboten, wie bspw. ein flächendeckendes Netzwerk von Schutzunterkünften, Krisenzentren und Beratungsfachstellen für Betroffene von geschlechtsspezifischer Gewalt gemäss Art. 9 der Istanbulkonvention

5.) Eine zeitnahe, inklusive und umfassende Umsetzung der 24h-Hotline für Gewaltbetroffene

6.) Die Revision des Sexualstrafrechts gemäss Art. 36 der Istanbulkonvention: Nur ja heisst ja!

Diese Forderungen sind nicht abschliessend, sondern ein Anfang. Die einzig nachhaltige Prävention ist die feministische Revolution!