Am 24. September verabschiedete der Krienser Einwohnerrat nach zweistündiger Debatte die erste Lesung des Bebauungsplans Nidfeld. Für jene, die sich in Kriens nicht sonderlich gut auskennen: Es handelt sich um das Areal, auf dem früher der alte «Pilatusmarkt» gestanden hat. Seit bald zehn Jahren steht dieses Areal brach.
Nun sollen dort Wohn-, Büro-, Dienstleistungsnutzungen sowie ein Abholungs- und Belieferungs-Grosshandel erstellt werden. Mit dem letzteren ist die Prodega gemeint, welche dem Coop gehört und seit Jahren in Kriens ihren Sitz hat. Die bebaubare Parzelle wurde von einer monofunktionalen Arbeitszone zu einer Mischzone umgewandelt, was für die zusammenhängende Entwicklung mit LuzernSüd notwendig war. Dieses Areal ist eine Schlüsselstelle und bildet das Tor zur neuen vorstädtischen Mikropole Mattenhof.
An diesem Punkt stossen wir an zwei Probleme. Der Krienser Gemeinderat sowie die bürgerliche Seite des Einwohnerrats sind nicht daran interessiert, das Areal gesamtheitlich planen zu lassen. Das Areal wurde nämlich in drei Baubereiche aufgeteilt. Auf einem dieser Baubereiche wird die vorhin erwähnte Prodega erstellt, welche den Vorrang erhält, als erster mit dem Bau zu beginnen. Die weiteren zwei Baubereiche werden einem qualitativen Konkurrenzverfahren unterstellt. Was bedeutet, dass Architekturbüros eingeladen werden, welche Projektvorschläge einreichen dürfen. Sprich: die Prodega erstellt einen Industriebau und anschliessend soll sich alles andere dem Geschwür anpassen, welches schlussendlich unter dem Namen «Gesamtkonzept» verkauft werden kann. Dieser Vorgang ist sonderlich untypisch und gleichzeitig heuchlerisch seitens der Investoren.
Das auf dem Modelfoto (rechts) ersichtliche dunkle Gebäude bildet das Prodega-Gebäude ab und lässt die Dimension dieses Kolosses erkennen. Dieser fügt sich in keinerlei Art und Weise zu einer städtebauliche Komposition mit den anderen Gebäuden zusammen. Im Gegenteil: Er ignoriert sie. Obwohl aus der Vision von LuzernSüd verlangt wird, Gebiete gesamtheitlich zu planen und Synergien zu nutzen, gibt hier einmal mehr die Gemeinde Kriens dem Druck der Investoren nach. Nur ein Konkurrenzverfahren über alle drei Baubereiche hätte zu einem gut funktionierenden Stadtteil geführt; so, wie es im Antrag der SP/JUSO-Fraktion gefordert war.
Das ökonomische Denken zieht sich weiter in die Parkplatzthematik.Trotz Empfehlungen des kantonalen Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartements sowie der Dienststelle Verkehr und Infrastruktur, die maximale Parkplatz hinsichtlich der Verkehrsentwicklung im Mattenhof-Schlund Gebiet stark zu reduzieren, halten der Gemeinderat und die bürgerliche Seite des Krienser Parlaments an der exorbitanten Zahl von 650 Parkplätzen fest.
Ich frage mich mitunter, in welchem Jahrhundert ich mich befinde. Während andere Städte und Gemeinden den Wandel der Zeit erkannt haben und vermehrt autoarme oder gar autofreie Bebauungen in urbanen Stadtteilen entwickeln, hinkt die Krienser Politik weit hinterher. Immer mehr Menschen verzichten in dichten Stadtgebieten auf das Auto. Das ÖV- und Fahrradnetz wird entlang LuzernSüd markant ausgebaut.
Jegliche Bemühungen seitens der linken Parteien, die Parkplatzzahl auf 480 herunterzukürzen, scheiterte im Rat.
Gerade Kriens sollte im Bezug auf den Verkehr aus den Fehlern lernen. Auf mehreren Verkehrsachsen sind die Strassen zu Stosszeiten ausgelastet. Zurückzuführen auf eine fehlerhafte Städte- und Verkehrsplanung. Lieber versteht es der Gemeinderat einmal, mehr den ökonomischen Interessen zu folgen und dem Druck der Investoren nachzugeben, als sich nachhaltig für eine Gemeinde mit lebhaften und qualitativen Quartieren und Arealen einzustehen.
Yasikaran Manoharan, Einwohnerrat Kriens JUSO Luzern