Appell der AG Jugend, junge Erwachsene und Corona

16.06.2021

Partys für über 20-jährige als Pilotveranstaltungen ermöglichen

Sehr geehrter Herr Regierungsrat Graf

Die Corona-Pandemie hat massive Auswirkungen auf unser aller Leben und erfordert ein grosses Mass an Eigenverantwortung und Solidarität. Wir Jugendlichen haben angesichts dieser Umstände viel Verständnis für die einschneidenden Massnahmen aufgebracht und uns entsprechend rücksichtsvoll verhalten. Nach nunmehr über einem Jahr der Rücksichtsnahme und des Hintenanstellens der eigenen Interessen, wendne wir uns mit einem Appell an die Luzerner Kantonsregierung.

Wir sind eine durch die Stadt Luzern ins Leben gerufene Arbeitsgruppe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Wir setzen uns zusammen aus Vertretern aller grossen Jungparteien, verschiedenen Jugendverbänden und Aktivist:innen aus dem Kulturbereich. Gemeinsam haben wir im Austausch einstimmig festgestellt, dass unter anderem im Veranstaltungsbereich Handlungsbedarf besteht.

Zwar sind im Kanton Pilotversuche für Events vorgesehen, der Spielraum ist jedoch aufgrund äusserst restriktiver Vorgaben zu klein, um auch für junge Erwachsene, welche über 20 Jahre alt sind, attratkive Partys durchführen zu können. So stellen etwa die Sitzpflicht, das Verbot stehender Konsumation oder die notwendigen Testungen kaum überwindbare Hürden für diejenigen Betriebe dar, welche Interesse an der Durchführung solcher Events bekunden. Wir verstehen und unterstützen, dass der Vermeidung von Krankheitsübetragungen grosses Gewicht eingeräumt werden soll. Dennoch sind wir überzeugt, dass es Wege gibt, dieses ZIel zu erfüllen und zugleich auf die Bedürfnisse von Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Betriebsführenden einzugehen.

Aus den folgenden schwerwiegenden Gründen appellieren wir an Sie, im Rahmen Ihrer Möglichkeiten kantonale Rahmenbedingungen zu schaffen und dieses Anliegen in nationale Gremien einzubringen, damit sichere und zugleich attraktive Partys ermöglicht werden.

  • Die Pandemie hat nicht nur massive Folgen im Hinblick auf die körperliche Gesundheit, sondern wirkt sich auf die Dauer vermehrt auf die psychische Gesundheit aus. Entsprechende Angebote in den Bereichen Jugendberatung und Jugendpsychiatrie weisen ungewohnt hohe Fallzahlen auf. Psychische Folgen sind oftmals langfristig und wirken sich negativ auf die Entwicklung aus. Es gilt, dies zu verhindern und in Ihre Überlegungen miteinzubeziehen.
  • In verschiedenen Kantonen kam es im Zuge der Corona-Pandemie vermehrt zu Konflikten im öffentlichen Raum oder gar zu Jugendkrawallen. Spannungen, Unzufriedenheit und Frustration entladen sich früher oder später. Es gilt, proaktive zu handeln und weitere Ausschreitungen deiser Art zu verhindern.
  • Jugendliche treffen sich privat oder im öffentlichen Raum ohnehin, dies teils auch in grösseren Gruppen. Ein kontrolliertes Setting, etwas bei Pilotveranstaltungen, ermöglicht es, grössere Zusammenkünfte überschaubar zu halten und allfällige Infektionsherde schnell isolieren zu können.
  • Die steigende Impfquote und der vollständige Schutz besonders gefährdeter Personengruppen ermöglichen es, Pilotversuche zu lancieren, ohne dabei Unbeteiligte einem unnötigen Risiko auszusetzen.
  • Pilotversuche sind wichtig, um geeignete Wege zur Rückkehr zur Normalität zu eruieren und Schutzkonzepte auf ihre Funktionalität zu untersuchen. Die Durchführung und Evaluation von Pilotversuchen kann dabei helfen, wichtige Einsichten zu generieren.

Aufgrund der oben genannten Ausführungen appellieren wir an Sie, geschätzter Herr Regierungsrat, Ihr politisches Amt und die damit einhergehende Verantwortung zu nutzen, unsere Anliegen in den nationalen Gremien einzubringen und geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen. Die solidarische Jugend bedankt sich bei Ihnen für Ihre Solidarität.