JUSO Luzern fasst Parolen - Nein zum neuen Luzerner Theater!
An der Mitgliederversammlung vom 03. Januar 2025 haben die Mitglieder der JUSO Luzern die Parolen für die Abstimmung vom 09. Februar gefasst. Unter anderem lehnt die JUSO Luzern den Projektierungskredit für das neue Luzerner Theater ab.
Der JUSO ist klar, dass das Luzerner Theater eine Erneuerung benötigt. Jedoch kritisiert sie die verfehlte Grundsatzdiskussion um die Institution Theater und deren Bedeutung für eine lokale Kunst- und Kulturlandschaft. Ein neues Luzerner Theater darf nicht nur eine neue architektonische Hülle versprechen, sondern soll auch mit einem tieferen Hinterfragen und einer Neuaushandlung der bisherigen Strukturen einhergehen. In der beschlossenen Nein-Parole der JUSO Luzern überwiegt auch die Kritik am ausformulierten Betriebskonzept für das neue Luzerner Theater.
Die im Betriebskonzept gesetzten Ziele und Vorstellungen - wohin sich das Luzerner Theater zukünftig entwickeln sollte - sind trotz vereinzelter Anpassungen und nachfolgender Überarbeitungen noch immer zu ambitioniert, fragwürdig und kritisierbar. Der Eigenfinanzierungsgrad des neuen Luzerner Theaters soll von durchschnittlich 19% auf 31% drastisch erhöht werden, während gleichzeitig mit einem unrealistischen Publikums-Zuwachs von 60’000 auf 100’000 Besuchende pro Jahr gerechnet wird. „Dieses Budget birgt die Gefahr, die Eigenfinanzierung nicht nachhaltig stemmen zu können. Dann darf die öffentliche Hand mit Geldern einspringen - dies zu Lasten der bereits prekären alternativen Luzerner Kunst- und Kulturszene“, meint Valentin Humbel, Präsident der JUSO Luzern.
Doch nicht nur die Zahl der Besuchenden soll laut Betriebskonzept steigen, sondern auch die Zahl der geplanten Aufführungen und Produktionen wird massiv erhöht. Alle zwei bis drei Wochen soll das neue Luzerner Theater eine Neuproduktion zeigen - heisst es im Konzept. Diese ökonomisch orientierte Effizienzsteigerung im Produktionsbereich lässt die Frage aufkommen, inwiefern diese zusätzlichen Anforderungen an die Mitarbeitenden und Kunstschaffenden mit dem bereits prekären Lohnniveau zu vereinbaren sind. Die Kostenfrage schlägt sich auch in den Raummieten nieder, deren “marktüblichen Konditionen” für lokale Gastkünstler*innen und Vereine kaum zugänglich sind.
Eine weitere gewichtige Kritik der JUSO Luzern setzt beim gross verkündeten Kapitel ‘Offenheit ist Programm’ an. Das neue Luzerner Theater verstehe sich als ein ‘Haus für alle’ und soll zu einem einladenden Begegnungsort werden. Diese Vorstellung widerspricht jedoch der geplanten Infrastruktur, bei welcher einzig im ‘Foyer’ als Aufenthaltsraum kein Konsumationszwang herrscht. Auch aus der Perspektive der Barrierefreiheit und Inklusion ist die Zugänglichkeit des neuen Luzerner Theaters fraglich. Weiter geht mit dem Bau ein grosser Teil vom Theaterplatz als wichtiger öffentlicher Raum verloren.
Das beschlossene Nein der JUSO Luzern will demnach ein Zeichen für diese nicht gestellten und weiterhin ungeklärten Fragen setzen - und für zukünftige künstlerisch-kulturelle Grossprojekte zuerst institutions- und machtkritische Grundsatzdiskussionen anregen. „Luzern hat damit das Potenzial vergeben, einen grossen Beitrag an die innovative Kulturlandschaft zu bieten und das Luzerner Theater neu in dieser zu positionieren“, sagt Annaluisa Hauser, Vorstandsmitglied der JUSO Luzern.
Weiter spricht sich die JUSO Luzern einstimmig für ein JA zum kantonalen Stimmrechtsalter 16 und zur nationalen Umweltverantwortungs-Initiative aus.