Zwei grosse Verluste werden Luzerns Nacht- und Kulturleben stark verändern: Das Ende des langjährigen und bekannten Uferlos am Geissensteinring und der Metzgerhalle am lebendigen Trottoir der Baselstrasse 1. Ein Rückblick zeigt, dass Kulturraum immer wieder vernachlässigt und verdrängt wurde.
Die Kultur und deren Schaffende stehen seit Jahren unter Sparbeschuss von Rechts und Bürgerlichen. Kreativität und freie Kunst werden durch die andauernde Profitmaximierung stark eingeschränkt. Aktuelles Beispiel: Der Austritt Ebikons aus der Regionalkonferenz Kultur (RKK) zeigt, wie die Subventionierung regionaler Kultur als nichtig betrachtet wird. Erst 2017 kürzte der Kanton die Zahlungen zur Unterstützung und Förderung des Kulturprogrammes – im Jahr darauf lockerte er aber wieder das Sparen in diesem Bereich. Trotzdem werden die Anliegen, besonders die alternative und freie Szene, belächelnd nur begrenzt in den Diskurs mit- einbezogen.
Luzerns jüngere Geschichte ist vom Kultursterben geprägt.
Blickt man zeitlich zurück, stösst man auf viele Momente, in denen die freie Szene, Kultur- schaffende und zentrale Freiräume verdrängt wurden. Der gesamten Tribschenüberbauung mussten viele Treffpunkte weichen, manche konnten von Glück reden, einen Ersatz gefunden zu haben. Der Wärchhof (heute das Treibhaus) und der alte Spielleute Pavillon (heute der Theater Pavillon) sind die wenigen Kulturstätten, die nach langem Drängen und Kämpfen der damaligen Betreiber*innen einen gut gelegenen Ersatz erhielten. Das ganze Frigolex-Areal ging ersatzlos verloren. Der grösste Schock für die Kulturszene war das Ende der BOA – ein für Luzern einzigartigen Ort, der sich nicht den bürokratischen Normen und Regeln unterworfen hatte und durch dessen Autonomie den Menschen unglaubliche Freiheiten für die eigene Ent- faltung dargeboten hatte. Ein Immobilienmakler war der Anfang des Endes gewesen. Die Nut- zung des Gewerbegebäude mit der Bude und Tamilenschule wurde beendet, da die CSS als Pächterin das Treiben nicht mehr dulden wollte und das architektonisch schützenswerte Ge- bäude für einen Neubau abreissen möchte.
Die Gundula und Pulpa als aktuellere Forderungen für mehr Zwischennutzungen von leerste- hendem Raum wirbeln heisse Diskussionen auf, ob es denn gerecht sei, ein Haus zu besetzen, wenn dieses ungenutzt bleibt. Insbesondere in Anbetracht der momentanen Wohn- und Frei- raumsuche in Luzern ist es eine Missetat, wenn sich die Stadt klein macht und von der Problematik wegschaut. Selbstverständlich muss die Stadt dafür sorgen, dass Raum dem Menschen und nicht der Profitgier zugesprochen wird. Das Neubad ist ein Parade- beispiel für eine gelungene und belebte Zwischennutzung, die eine Aufwertung für das Quar- tier ist und eine unglaublich starke Signalwirkung gegen aussen hat. Die Zahl der ermöglichten Zwischennutzungen hatte sich in den vergangenen Jahren zwar verbessert, dennoch haben es die Forderungen danach stets schwer.
Renditen und Profitmaximierung beschränken immer stärker die Kulturszene und engen den Menschen im freien Schaffen ein.
Immer mehr konzentrieren und kommerzialisieren sich Kunst und Kultur, sodass kleine und junge Stätten wie auch Freischaffende wenig Überlebenschancen haben. Aus der Kultur wurde ein finanzieller Wettbewerb, der dafür sorgt, dass neue Kreativszenen es ungemein schwer haben, aufzuleben. Nicht bloss die Schaffenden werden dadurch benachteiligt, auch die Kon- sumierenden sehen sich gezwungen immer teurere Preise und Tickets in Kauf zu nehmen, um Kultur zu geniessen. Gleichzeitig sind die Entschädigungen der Schaffenden knapp am Exis- tenzminimum. Raum wird ver- und überbaut, sodass in der Stadt Luzern zentral gelegene Treffpunkte gänzlich verschwinden oder verdrängt werden. Der Rückblick zeigt, dass diejeni- gen mit dem Geld, für den Selbstzweck und Renditenprojekte ganzen Gestaltungsformen. Die Verdichtung der Innenstadt lässt keinen anderen Platz mehr über. Die Menschen werden durch Normen und Richtlinien gestrählt und laute wie auch wilde Formen der Achtziger- und Neunzigerjahre sind zum Schweigen gebracht worden.
Die Leistungsgesellschaft vergisst mehr und mehr die Auszeit!
Eine Gesellschaft braucht Ablenkung, Freizeit, ein ausgewogenes Pendant zum Arbeitsalltag und gemeinsame Nenner – Kunst und Kultur sind wichtiger Teil davon. Ob als Konsument*in oder als Schaffende*r wird einem der Horizont geöffnet und der Kopf durchgelüftet, was bei den steigenden Erwartungen in unserer Leistungsgesellschaft dringend von Nöten ist. Eine Stadt lebt von Menschen und Menschen leben dort, wo sie sich dem Druck des Alltags entle- digen können!
Eine symbolische Beerdigung!
Aufgrund der aktuellen Situation mit dem COVID-19 Virus und den Richtlinien des BAG hat die JUSO Stadt Luzern beschlossen die geplante Aktion am Samstagmorgen abzusagen. Der auf den Social-Media-Kanälen der JUSO Stadt Luzern publizierte Kurzfilm repräsentiert die Profit- gier weniger, die die kleine und alternative Kulturszene in deren Freiheit beschränkt hatte. Sie können diesen auch hier herunterladen.
Die JungsozialistInnen und Junge Linke der Stadt Luzern fordern mehr Toleranz, Akzeptanz und Förderung der Luzerner (Jugend-)Kultur:
- Kultur darf keine Kostenfrage sein! Die regionale Subventionierung muss gesetzlich gesi- chert und für die Konsument*innen leistbar sein!
- Luzern benötigt wieder ein unabhängiges Jugendkulturzentrum, welches sich nicht den bürgerlichen Leitplanken unterwirft!
- Leerstehende Räume müssen zwischengenutzt und für Menschen und nicht für Profite genutzt werden!
- Treffpunkte, Kulturstätten und Orte zur kreativen Entfaltung müssen zentral behaltet blei- ben und dürfen nicht verdrängt werden!
- Überbauungen und neue Quartiere müssen mehr Platz für Kultur und Begegnungszonen darbieten!
- Offener Umgang mit neuartigen Formen und mehr Wille und Mut für Projekte und Ver- änderungen!