Die Lozärner Fasnacht ist eine beliebte Zeit im Jahr. Viele Menschen aus Luzern und der ganzen Schweiz, auch wir, besuchen gerne die Fasnacht und die Fasnachtsfeste in den umliegenden Gemeinden.
Die Fasnacht sollte für alle ein positives und sicheres Erlebnis sein. Leider kommt es besonders während dieser Zeit vermehrt zu sexueller Belästigung. Diese wird im Rahmen der Fasnacht noch immer häufig normalisiert und toleriert. Im schlimmsten Fall wird sie sogar ganz verneint, wie z.B. 2016 von Bruno Spörri, Sprecher des Luzerner Fasnachtskomitees, der gegenüber 20 Minuten sagte «Die offizielle Luzerner Fasnacht findet auf der Strasse statt, teils bei Minustemperaturen. Da sind alle fest eingepackt. (...) Aufreizende Kleidung, die Männer animieren könnte, Frauen sexuell zu belästigen, falle dementsprechend weg.»
Es müssen nicht nur potenzielle Opfer angesprochen werden (Infoblatt SICHER IM AUSGANG), sondern vor allem potentielle Täter*innen. Es liegt nicht in der Verantwortung von potentiellen Opfern, sexuelle Belästigung zu verhindern. “Übermässiger Alkoholkonsum und die Anonymität durch die Kostümierung sind keine Ausrede, Fasnachtsgänger*innen sexuell zu belästigen!” sagt Hana Fink, welche die Kampagne initiiert hat.
Wir fordern deshalb den Stadtrat von Luzern in unserem offenen Brief auf, Fasnachtsbesucher*innen besser zu schützen und ein Konzept zur Prävention von sexueller Belästigung mit entsprechenden Massnahmen sowie eine Präventionskampagne für die Fasnacht auszuarbeiten.
Möglichkeiten dafür wären beispielsweise eine Plakat- sowie Social Media-Kampagne vor und während der Fasnacht, bei der auf die Problematik aufmerksam gemacht wird und potentielle Täter*innen und Opfer angesprochen werden, ähnlich wie sie z.B. für Taschendiebstahl bereits existiert.
Es soll aufgezeigt werden, dass sexuelle Belästigung nicht in Ordnung ist, auch nicht an der Fasnacht, dass Alkohol keine Ausrede ist, zum Täter oder zur Täterin zu werden und dass man als Privatperson einschreiten kann wenn man etwas beobachtet, sofern man sich dabei selbst nicht in Gefahr bringt.
Eine weitere Möglichkeit ist eine Anlaufstelle, z.B. unter der Egg, oder mobile Awareness-Teams, an die man sich wenden kann, wenn man Opfer von sexueller Belästigung geworden ist oder etwas beobachtet hat. Diese Angebote könnten beispielsweise durch die SIP betreut werden. Zusätzlich können Flyer ausgegeben werden mit Informationen und möglichen Anlaufstellen. “Die Lozärner Fasnacht sollte für alle ein tolles und sicheres Erlebnis sein, dafür braucht es verstärkte Prävention und Anlaufstellen während der Fasnacht!” sagt Zoé Stehlin, Co-Präsidentin der JUSO Luzern.
Wir fordern:
- ein Konzept zur Prävention von sexueller Belästigung an der Fasnacht ab der Fasnacht 2024 mit konkreten Massnahmen
- eine breit aufgestellte Präventionskampagne, z.B. mittels Plakaten, Flyern und Social Media
- eine Anlaufstelle und/oder Awareness-Teams während der Fasnacht
Wir haben auch das Luzerner Fasnachtskomitee um eine Stellungnahme zu der Thematik gebeten, jedoch leider keine Rückmeldung erhalten.