Kritische Stellungnahme zur Pride Zentralschweiz
Am 31. August fand erneut die Pride Zentralschweiz in Luzern statt. Die zentralschweizer JUSO Sektionen kritisieren die diesjährige Austragung scharf und fordern von den Organisator*innen eine Stellungnahme zu einer Reihe von Vorfällen und Missständen.
Bislang ist der Vorstand der Pride Zentralschweiz weder ausreichend auf mehrfach geäusserte Kritik eingangen, noch hat sie sich für strukturelle Änderungen jeglicher Form bereit erklärt. Dies ist inakzeptabel und muss dringend nachgeholt werden.
1. Die Rolle von Militär, Polizei und anderen queerfeindlichen Organisationen
Polizei und Militär waren an der Pride Zentralschweiz stets sehr präsent. Dies macht die Pride zu einem unsicheren Ort für queere Menschen. Aus historischer Perspektive sind sowohl das Militär als auch die Polizei Institutionen, die marginalisierte Gruppen systematisch diskriminiert haben und dies auch weiterhin tun. Gerade Personen, welche von Mehrfachdiskriminierung betroffen sind, zum Beispiel People of Color, sind immer noch regelmässig Zielscheibe der Polizei. Es ist für uns darum nicht nachvollziehbar, warum diese Organisationen auf einer Pride-Veranstaltung eine Plattform erhalten sollten. Damit die Pride ein echter Safe Space wird, muss das genaue Gegenteil der Fall sein: eine klare Abwesenheit von Strukturen, die sich in der Vergangenheit und Gegenwart als diskriminierend erwiesen haben.
Nicht nur Militär und Polizei sind Organisationen mit einer queerfeindlichen Geschichte, die an der Pride Zentralschweiz eine Plattform erhalten haben. Auch die katholische Kirche läuft sogar an vorderster Front mit. Und dies, obwohl diese von einem Safe Space für Queers nicht weiter entfernt sein könnte: Queere Menschen sind in der katholischen Kirche bekanntlich weder rechtlich noch ideologisch gleichgestellt. Ob queerfeindliche Äusserungen vom Oberhaupt der katholischen Kirche, Ausgrenzungen von katholischen Gemeinschaften oder sonstige Diskriminierungen – unzählige queere Menschen leiden unter den menschenfeindlichen Überzeugungen und dem damit einhergehenden Verhalten der katholischen Kirche.
Es ist vollkommen unverständlich, warum die Organisator*innen der Pride Zentralschweiz diesen queerfeindlichen Organisationen so viel Raum bieten. Die Pride sollte einen sicheren und unterstützenden Ort für die gesamte queere Community bieten. Es kann also nicht sein, dass von queeren Menschen erwartet wird, dass sie die Pride Seite an Seite mit jenen queerfeindlichen und historisch unterdrückenden Organisationen verbringen. Denn diese Organisationen haben unglaublich viel Leid in ihrer Community verursacht und erhalten diese diskriminierenden Strukturen bis heute aufrecht.
2. Die fehlende politische Ausrichtung der Pride Zentralschweiz
Fehlende Sensibilisierung und geschichtliche Aufarbeitung ist bei der Pride Zentralschweiz deutlich zu spüren. Eine stärkere Auseinandersetzung der politischen und gesellschaftlichen Kämpfe der LGBTQIA+-Bewegung ist dringend notwendig. Denn an der Pride gehen queere Menschen auf die Strasse um für ihre Rechte und ihre Befreiung zu kämpfen, was inherent und historisch politisch ist. Die Pride ist keine Feier, sondern ein Aufstand – „Pride is a Riot“ – und muss zwangsläufig politisch sein.
Besonders angesichts der jüngsten Ereignisse und der queerfeindlichen Aktion der „Jungen Tat“ während der Pride Zentralschweiz, ist es unerlässlich, dass sich die Organisator*innen klar und unmissverständlich gegen faschistisches Gedankengut positionieren. Die Pride Zentralschweiz darf keinesfalls durch Schweigen Signale senden, die als Toleranz gegenüber rechtsextremistischem Gedankengut missverstanden werden könnten.
Forderung nach einer Stellungnahme der Pride Zentralschweiz
Die JUSO Sektionen fordern deshalb die Pride Zentralschweiz auf, sich endlich zu den vorgebrachten Kritikpunkten und Vorfällen zu äussern. Nur durch eine transparente und offene Kommunikation sowie durch die Umsetzung notwendiger Veränderungen, kann die Pride Zentralschweiz ihrem Anspruch eines sicheren und inklusiven Raumes für alle Menschen gerecht werden!