Jugend und Corona

Seit einem Jahr haben sich die Menschen an eine neue Normalität gewöhnen müssen. Homeoffice, Maske und virtuelles Händeheben in den Zoom-Sitzungen sind zum neuen Alltag geworden. Während sich die bürgerlichen Politiker*innen ihrer Interessenpolitik für die Wirtschaftslobby widmen leiden die Jugendlichen und jungen Erwachsenen an den plötzlichen Strukturverlusten; Essstörungen, psychische Probleme und Depressionen haben seit März 2020 stark zugenommen. Sie sollen zu Hause bleiben und sich bloss nicht dagegen wehren, dass der Diskurs über sie, aber nicht mit ihnen geführt wird. Deshalb fordern wir:

Miteinbezug der Jugendlichen in den Diskurs und eine stärkere politische Auseinandersetzung mit deren Bedürfnissene

Von der Jugend wird in der Krise sehr viel gefordert. Sie sollen eine bedingungslose Solidarität gegenüber der Bevölkerung erbringen und müssen dafür einschneidende Massnahmen in ihrem Alltag ertragen. Dass letzteres auch richtig ist soll klargestellt werden, denn nur gemeinsam und mit einer solidarischen und sozialen Politik können wir diese Krise überstehen.

Die Corona-Krise zeigt aber einmal mehr, wie sich die Politik plötzlich taub stellt, wenn es um die Interessen und Bedürfnisse der jungen Bevölkerung geht. Ist es bewusstes Wegschauen oder einfach nur Naivität? Mensch weiss es nicht. Für uns zeigt sich jedoch in der aktuellen Politik ein allzu bekanntes Muster: Der Diskurs wird zwar oft über, aber nicht mit den Jugendlichen geführt.

Die Medien und die Politik finden meist nur Interesse an den Jugendlichen, wenn es darum geht, dass sich mehr als fünf Personen am Bahnhof getroffen haben. Dass es aber sie sind, welche die wahren Kosten der Pandemie tragen, bleibt aussen vor. Es sind Jahre, welche uns kompensationslos weggenommen werden. Die sozialen Kontakte werden auf ein Minimum reduziert, wir verlieben uns weniger, die Freiräume fehlen, unseren Hobbys können wir nicht nachgehen, die Abschlussreise fällt aus und so weiter. Eigentlich sollte es logisch sein, dass sich die Gesellschaft angemessenen mit mit den Problemen der jungen Generation auseinandersetzt, doch davon ist nur wenig zu spüren...

Liebe Politiker*innen, vielleicht wäre es an der Zeit den Diskurs mit den Jungen zu führen und nicht über sie!

Eine Priorisierung der Jugendlichen bei möglichen Öffnungsschritten

Orte wie Kino, Bars, Jugendtreffs und auch Läden sind für Jugendliche extrem wichtig. Es sind nicht nur Orte des Konsums, sondern sie erfüllen auch eine sekundäre Funktion, die eines Freiraums. Sie bieten den jungen Menschen eine Umgebung, in welchem sie sich treffen, austauschen und sich unabhängig entwickeln können. Alle diese Freiräume und Austauschmöglichkeiten sind seit gut einem Jahr geschlossen und der digitale Raum kann diese nicht annähernd ersetzen. Deshalb fordern wir eine Priorisierung der Jugendlichen vor Wirtschaft und Profit bei möglichen Öffnungsschritten.

Immer wieder wird von bestimmten, bürgerlichen politischen Gruppierungen und Parteien, wie die SVP, die bedingungslose Aufhebung der Corona-Massnahmen, auch zugunsten der jungen Generation, gefordert. Natürlich wünschen wir uns alle unsere Normalität zurück, wie wir sie vor Corona gehabt haben aber eine unüberlegt Öffnung, wie es diese Gruppierungen fordern, würde unabdingbar zu einer dritten Welle führen, welche auf jeden Fall zu verhindern ist.

Sobald es die epidemiologische Lage zulässt sollen sich Jugendliche und junge Erwachsene wieder in Kleingruppen in Jugend- und Kulturhäusern treffen können. Weiter soll der öffentliche Grund als Freiraum zur Verfügung gestellt werden und der Präsenzunterricht an Hochschulen und Universitäten wieder aufgenommen werden.

Ausbau der psychiatrischen Unterstützung für Kinder und Jugendliche

Die plötzlichen Strukturverluste haben gerade den Jugendlichen und jungen Erwachsenen stark zugesetzt und eine Besserung ist in nächster Zeit auch nicht zu erwarten. Das Betreuungsangebot, gerade für junge Mensch mit psychischen Problemen ist extrem Ausgelastet und kann der Nachfrage nicht gerecht werden. Deshalb fordern wir einen sofortigen Ausbau der psychiatrischen Unterstützung für Kinder und Jugendliche.

Eine Priorisierung der Jugendlichen nach den Risikopatient*innen beim Impfen

Die begrenzte Verfügung von Impfstoffen führt zwangsläufig zu einer Priorisierung und Hierarchisierung innerhalb der Bevölkerung. Die Impfstrategie des Bundes, war von Anfang an darauf ausgerichtet zuerst Risiokopatient:innen, sowie das Gesundheitspersonal zu impfen. Wer danach den Schutz erhält, blieb offen. Dass man den jungen Menschen eine Priorisierung oder eine Gleichstellung mit der älteren Bevölkerung gibt, schien jedoch von Anfang an ausgeschlossen. Wieder einmal sind es die jungen Menschen, welche sich gegenüber der älteren Bevölkerungsschichten solidarisch zeigen müssen, wobei es genau für diese Menschen extrem wichtig ist, sich wieder in Gruppen zu treffen und reisen zu können, anstatt zuhause ihre stille Solidarität zu verkünden. Solche Freiheiten sind zur Zeit ohne Impfung unvorstellbar.

Immer öfters zeigen sich auch schwere Verläufe oder Anzeichen von Long-Covid bei jungen Menschen. Sobald ein grösserer Teil der Bevölkerung den Impfschutz erhalten hat, sollen sogar höhere Fallzahlen in Kauf genommen werden. Anders ausgedrückt akzeptiert der Bundesrat, dass sich vermehrt junge Menschen mit Corona infizieren, obwohl vermehrt schwere Verläufe oder Anzeichen von Long-Covid bei jungen Menschen auftauchen. Die jungen Menschen, welche sich nun mehr als ein Jahr solidarisch mit der restlichen Bevölkerung gezeigt haben, sollen nun, da die besonders gefährdeten Personen geschützt sind, an letzter Stelle der Warteliste kommen.

Die JUSO Luzern fordert deshalb die Aufhebung der Hierarchisierung bei der Impfung. Weiter lehnen wir Impfprivilegien ab, solange nicht alle freien Zugang zur Impfung haben.